Schlaf spielt eine wichtige Rolle im Genesungsprozess

Somnologie bezeichnet die Lehre vom Schlaf, wozu neben der generellen Schlafforschung auch die klinische Schlafmedizin gehört. Sie ist eine der jüngsten medizinischen Fachbereiche. Zentrales Anliegen sind die Erkennung, Klassifikation und Behandlung aller Formen von nichterholsamem Schlaf sowie Störungen der Wachheit am Tage. Die Somnologie ist geprägt von einem ausgesprochen interdisziplinären Charakter mit Einbezug von Fachleuten aus der Neurologie, Psychiatrie/Psychologie, Pneumologie, HNO-Heilkunde und Kardiologie.

Seit September 2023 arbeitet Marcel Burkard, Psychologe und Somnologe, bei cereneo und nimmt sich den Schlafbeschwerden unserer Patient:innen an.

Wie bist du zur Somnologie gekommen?

Nach dem Abschluss meines Psychologiestudiums, habe ich meinen Zivildienst in der psychiatrischen Universitätsklinik Basel auf einer Station für Depressions- und Schlafforschung geleistet. Dort hatte ich meinen ersten Kontakt zur Schlafmedizin, da es dort ein Schlaflabor gab und ich Einblick in die Arbeit einer Somnologin erhielt. Die ausgeprägte wechselseitige Beeinflussung von Depressionen und Schlafstörungen hatte mich damals als Psychologe sehr beeindruckt und mein Interesse und die Leidenschaft für die Schlafmedizin geweckt. Nach dem Zivildienst habe ich 14 Jahre in einer Klinik für Schlafmedizin gearbeitet und das schlafmedizinische Handwerk on-the-job gelernt und bei der europäischen Schlafgesellschaft einen Fähigkeitsausweis erworben.

Wie wichtig ist die Schlafmedizin?

Die Schlafmedizin ist noch ein sehr junges Feld. Da wir etwa ein Drittel unseres Lebens mit Schlafen verbringen und er eine wichtige Grundlage für unsere körperliche und geistige Gesundheit darstellt, ist Schlaf ein absolut wichtiges Thema, dem jeder – gesund oder krank – Aufmerksamkeit schenken sollte. Die Schlafmedizin ist eine wichtige Wissenschaft, die uns hilft zu verstehen, wie Schlaf unsere Gesundheit beeinflusst und was wir tun können, um besser zu schlafen.

Was machst du genau bei deiner Arbeit bei cereneo?

Ein wichtiger Fokus liegt darauf, während der Nacht Schlafmessungen vorzunehmen. Es werden die Hirnströme und verschiedene Signale des Körpers (Atemaktivität, Bewegungen im Schlaf und den Herzrhythmus) gemessen. Anhand dieser Informationen können wir die Zusammensetzung des Schlafs analysieren und das Vorliegen von organischen Schlafstörungen beurteilen. Die klinisch-somnologische Arbeit beinhaltet aber auch das Erheben der Schlafanamnese, die Durchführung von Diagnostik mit Schlaftagebüchern, Activity-Trackern und psychischen Fragebögen sowie die Einleitung einer entsprechenden Therapie. Häufig führe ich therapeutische Gespräche mit Patient:Innen und Angehörigen betreffend der erkannten Schlafstörungen.

Wie viele Nächte werden Patient:innen beobachtet?

In der Regel reicht eine Nacht zur Diagnosestellung. Die gängigsten Ursachen für schlechten Schlaf sind Schlafapnoe und periodische Bewegungen der Gliedmassen.

Was machst du mit den Daten?

Die Daten der Nacht werden unter Berücksichtigung des Krankheitsbildes und Berichten der Patient:innen analysiert und eine Diagnose gestellt. Je nach Befund legen wir eine entsprechende Behandlung fest, wobei wir nach Möglichkeit auf den Einsatz von Schlafmitteln verzichten. Bei Schlafapnoe zum Beispiel ist die Maskentherapie (CPAP), die die Atmung reguliert, sehr wirksam. Bei periodischen Bewegungen helfen Dopaminagonisten (bei Dopaminagonisten handelt es sich um Medikamente, die im Gehirn die Wirkung des körpereigenen Dopamins nachahmen und so den Mangel dieses Botenstoffs ausgleichen), die die Bewegungen im Schlaf bzw. den Bewegungsdrang im Wachzustand reduzieren. Parkinson Patient:innen leiden häufig unter einer sogenannten REM-Schlaf Verhaltensstörung. Bei gesunden Menschen laufen im Schlaf neurophysiologische Mechanismen für eine natürliche Lähmung im Traumschlaf ab, so dass man sich beim Träumen nicht bewegt. Bei einer neurodegenerativen Entwicklung wie z.B. Parkinson finden diese Mechanismen nicht statt und Patient:innen bewegen sich daher häufig und viel. Zum Beispiel, wenn wir träumen zu schwimmen, dann bleibt ein gesunder Mensch ruhig liegen und ein Parkinson Patient würde die Schwimmbewegung im Schlaf machen.

Wie kannst du unseren Patient:innen helfen?

Patient:innen mit neurologischen Einschränkungen leiden sehr häufig unter Schlafstörungen, was sich negativ auf die Stimmung, Motivation, Rehabilitationsfortschritte und das Wohlbefinden auswirkt und dauerhaft auch das Risiko für Depressionen mit sich bringen kann. Guter und ausreichend Schlaf ist ausgesprochen wichtig für die Leistung und Motivation. Ausserdem ist gesunder Schlaf eine Grundlage für die Neuroplastizität unseres Nervensystems: die Fähigkeit, neue neuronale Verbindungen aufzubauen und sich dadurch an veränderte Bedingungen (wie zum Beispiel eine Verletzung des Gehirns) anzupassen, ist unter anderem von der Länge und der Qualität des Nachtschlafes abhängig. Die Neuroplastizität selbst ist elementar bei der Wiedererlangung von Fähigkeiten, die durch eine Hirnschädigung verlorengegangen sind.

Durch die Behandlung von etwaigen Schlafstörungen können wir die Bedingungen für die Rehabilitation optimieren, um insgesamt bessere Ergebnisse zu erzielen.

Was ist allgemein wichtig für einen erholsamen Schlaf?

Schlaf ist sehr individuell. Es gibt Menschen die brauchen nur 5 Stunden Schlaf und andere 8. Die Schlafhygiene ist aber für alle wichtig. Das heisst, möglichst einmal am Tag draussen sein, vor allem am Morgen wenigstens einmal Tageslicht zu sehen und möglichst immer zur gleichen Zeit zu Bett gehen. Kein Koffein ab dem frühen Nachmittag und keine üppigen Mahlzeiten etwa 4 Stunden vor dem Schlafengehen.
Ist man über längere Zeit müde, schlaflos oder schläfrig, ist es sinnvoll sich professionelle Hilfe zu holen.

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