Was ist das – ein Rehaingenieur?

Rehaingenieur:innen entwickeln technische Lösungen und Geräte, die Patient:innen zum einen in ihrer Therapie unterstützen und zum anderen den Erholungsprozess fördern oder noch detaillierter messen. Der Rehaingenieur beobachtet dazu Patient:innen bei ihren alltäglichen Aktivitäten und bespricht sich zusätzlich mit den behandelnden Ärzt:innen und Therapeut:innen, um die bestmöglichen Lösungen zu finden. In Zusammenarbeit mit Forschenden können völlig neue Technologien oder Anwendungen entwickelt werden, während im Klinikumfeld vorhandene technische Geräte oder Anwendungen auf die Bedürfnisse einzelner Patient:innen zugeschnitten werden.

Wie kommt man von einem technischen Studium in die Welt der Rehabilitation?
Die Faszination und das Verständnis des menschlichen Körpers stehen hier im Vordergrund. Als Rehaingenieur holt man sich Inspiration bei den Fähigkeiten des menschlichen Körpers, welcher technische Geräte in vielen Belangen um ein Weites übertrifft. Funktioniert unser Körper nicht mehr so wie er sollte, z.B. aufgrund eines Unfalles oder einer Verletzung stellt sich die Frage, wie man die verlorenen Fähigkeiten mit technischen Mitteln ersetzen oder wieder aufbauen kann. Die technischen Lösungen sind dabei nur das Mittel zum Zweck und viele verschiedene Ansätze können zum Ziel führen. Wichtig ist, dass die Lösungsansätze von Anfang an auf die Patient:innen zugeschnitten und diese direkt in den Entwicklungsprozess miteingebunden werden. Dafür benötigt eine Rehaingenieurin gute Kommunikationsfähigkeiten und muss sich auf die Patient:innen und ihre Umstände einlassen können.

Welche treibende Kraft steht hinter der Verbindung Technik – Patient:in?
Ziel der Behandlung ist immer eine Wiederherstellung und Verbesserung der Fähigkeiten des Patienten. Die Technik bietet hier extrem viele Vorteile wie z.B. detaillierte Einblicke in die Behandlung, das genaue Abstimmen verschiedener Behandlungsfaktoren auf die Bedürfnisse der Patient:innen, Erhöhung der Motivation und Effizienz der Behandlung usw. Dabei sind jedoch auch viele Rahmenbedinungen zu beachten, sprich die Lösungen müssen sich in den Alltag der Patient:innen nahtlos integrieren lassen, intuitiv verwendbar sein, komfortabel und einen wirklichen Benefit aufweisen. Da sich die Patient:innen über die Zeit verbessern, muss die Technik sich zudem den Fähigkeiten der Patient:innen anpassen können und ein breites Spektrum an Unterstützung und Herausforderung ermöglichen.

Wie entsteht eigentlich eine personalisierte Intervention?
Bei einer personalisierten Intervention verwendet man allgemeine, technische Lösungen, die auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Patienten spezifisch angepasst werden. Man kann beispielsweise Sensoren einsetzen, um einer Patientin mitzuteilen, wann sie bei einer Bewegung kompensiert – sprich falsche Bewegungsabläufe trainiert. Dafür müssen die Sensoren das spezifische Bewegungsmuster dieses Patienten erkennen um nur bei falscher Bewegungsausführung Rückmeldung geben. Ein weiters Beispiel ist die Art und Weise wie Patient:innen über ihre Performance informiert werden. Gewisse Patient:innen profitieren von visuellen Rückmeldungen, während andere Patient:innen besser auf taktile Stimulation, z.B. Vibrationen, reagieren. Die Rückmeldungen können auf viele verschiedene Arten erfolgen (Bildschirme, in Brillen integrierte Anzeigen, in Kleider eingenähte Vibrationseinheiten, etc.).

Wie wirken Therapieteam, Pflege, Ärzteschaft, und Rehaingenieur zusammen, um die Erholung zu verbessern?
All diese Berufsgruppen haben einen etwas anderen Einblick in den Alltag, die Fähigkeiten und Bedürfnisse der Patient:innen und liefern daher verschiedene Puzzleteile für die optimale Behandlung . Es ist daher von grösster Wichtigkeit, dass sich der Rehaingenieur vor einer technischen Umsetzung mit all den involvierten Akteur:innen bespricht und basierend auf den jeweiligen Inputs die bestmögliche Lösung erarbeitet. Auch die Patient:innen werden eng in die Entwicklung neuer und personalisierter Behandlungsmöglichkeiten eingebunden, um rasch funktionierende Lösungen erstellen zu können.

Wie ist die Nachhaltigkeit der Entwicklungen? Werden dedizierte Interventionen weiterverarbeitet oder wiederverwendet?
Technische Lösungen und Geräte für Patient:innen zu entwickeln ist keine einfache Aufgabe. Es gibt viele Standards, die man beachten muss, um ein Medizinprodukt zu erstellen und je nach Komplexität der zu entwickelnden Lösung dauert es Jahre vom ersten Prototyp bis zum funktionstüchtigen Gerät für den Patienten. Daher setzen wir uns von cereneo dafür ein, unseren Patient:innen Lösungen zu bieten, die vielseitig einsetzbar sind und einfach auf die Bedürfnisse zukünftiger Patient:innen angepasst werden können. Dafür braucht es eine enge, weltweite Zusammenarbeit mit den Medizinproduktherstellern und Forschungsgruppen, um neue Innovationen rasch für die Patient:innen verfügbar zu machen. Eine sehr gute Grundlage hat cereneo hier mit dem LLUI, das in vielen Bereichen innovative Technologien und Behandlungsmöglichkeiten untersucht und den Transfer in die Klinik vorantreibt.

Wird es in Zukunft mehr Rehaingenieur:innen geben?
Der Beruf des Rehaingenieurs steht erst am Anfang. Innerhalb der Rehabilitation werden immer mehr technische Hilfsmittel zum Standard werden. Die digitale Wende wird auch im streng regulierten Gesundheitssystem viele neue Möglichkeiten mit sich bringen, um Patientenverläufe zu verbessern und Gesundheitsprozesse zu optimieren. Hier stossen traditionelle Berufsbilder und Ausbildungen im Gesundheitswesen an ihre Grenzen; ein hohes Mass an Interdisziplinarität wird verlangt. cereneo ist Vorreiter in der Idee technische und digitale Fähigkeiten innerhalb des Gesundheitsteams zu bündeln und so zielführende und wirkungsvolle Lösungen direkt auf kurzem Weg zum Patienten zu bringen.

 

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