Einsatz des Exoskeletts in der neurologischen Rehabilitation: Ein Erfahrungsbericht

Das Exoskelett ist ein tragbarer Roboteranzug, konzipiert, um Menschen mit Gehbehinderungen den Weg zurück zur Mobilität zu ermöglichen. Das Exoskelett wird äusserlich am Körper getragen und ist genau darauf abgestimmt, die natürliche Gehbewegung nicht nur nachzuahmen, sondern auch aktiv zu fördern. Mithilfe eines ausgefeilten Systems aus Motoren, Sensoren und fortschrittlicher Software, ermöglicht das Exoskelett den Nutzenden, stehende Positionen einzunehmen und zu gehen. Es erfasst die Intentionen der Nutzenden und unterstützt deren Bewegungen in Echtzeit, was eine signifikante Steigerung der Mobilität, Balance und Unabhängigkeit für Personen mit eingeschränkter Gehfähigkeit bedeutet.

In unserer Klinik gehört das Robotik-Gerät zum Therapieprogramme für Patient:innen mit unterschiedlichen neurologischen Erkrankungen. Ein Beispiel für den Einsatz dieser Robotik ist die Behandlung von Multipler Sklerose (MS). MS ist eine chronische Erkrankung des zentralen Nervensystems, die zu vielfältigen physischen und neurologischen Symptomen führt, darunter signifikante Mobilitätseinschränkungen.

Unsere Patientin Frau Ramming kam zu uns mit dem Ziel, ihre Gehfähigkeit zu verbessern und ihre allgemeine Lebensqualität zu steigern. Ihre MS-bedingten Defizite umfassten Schwierigkeiten beim Gehen, eingeschränkte Standstabilität und eine allgemein verminderte motorische Funktion.

Therapieziel und Entscheidungsprozess

Die Entscheidung, Frau Ramming in das Exoskelett-Trainingsprogramm aufzunehmen, basierte auf einer detaillierten Analyse ihrer individuellen Bedürfnisse und ihrem Therapiepotenzial, welcher in unserem Interdisziplinären Team (IPK) besprochen wurde. Das Exoskelett sollte nicht nur eine Unterstützung bei der Wiederherstellung des Gehens sein, sondern auch zur Verbesserung von Balance und Körperhaltung beitragen.

Mit Entschlossenheit und Optimismus begegnete Frau Ramming der Aussicht, das Exoskelett nutzen zu können. Ihre Offenheit für innovative Therapiemethoden spiegelte sich in ihrer positiven Einstellung wider.

Erste Trainingseinheiten und Anpassung

Die anfänglichen Trainingseinheiten mit dem Exoskelett waren für Frau Ramming eine Umstellung, da sie es gewohnt war, mit einer Schiefstellung zu gehen. Die direkte Korrektur ihrer Haltung durch das Exoskelett führte zu einer ungewohnten Wahrnehmung ihres Körpergleichgewichts. Trotz der Herausforderungen empfand sie die Unterstützung durch das Exoskelett als positiv, vor allem da sie nach den Trainingseinheiten eine deutliche Muskelaktivität verspürte. Mit der Zeit und zunehmenden Trainingseinheiten gewöhnte sich Frau Ramming an das Exoskelett. Sie berichtete von einer gesteigerten Sicherheit und Komfort beim Gehen.

Neues Verständnis der Komplexität der Gangrehabilitation

Während ihrer Zeit im Exoskelett-Training erlangte Frau Ramming tiefgreifende Einsichten in die Komplexität der Gangrehabilitation. Sie erkannte, dass die Verbesserung ihres Ganges weit über das „einfache Wieder-Gehen-Können“ hinausging. Ihr wurde klar, dass eine Vielzahl von Faktoren wie Balance, Körpergefühl, Gangbild und Ganggeschwindigkeit essenziell für eine effektive und nachhaltige Verbesserung ihrer Mobilität war. Diese Erkenntnis veränderte ihre Perspektive auf den Rehabilitationsprozess und motivierten sie, an den unterschiedlichen Aspekten ihres Ganges weiterzuarbeiten. Durch das gezielte Training mit dem Exoskelett konnte Frau Ramming nicht nur ihre physische Kraft und Ausdauer verbessern, sondern auch ein besseres Verständnis für die Feinheiten ihres Körpergefühls und ihrer Bewegungsabläufe entwickeln.

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