Bei Physiotherapie oder Krankengymnastik haben die meisten Menschen direkt ein Bild im Kopf, doch bei Ergotherapie wissen viele nicht, was sich hinter dieser, in der Rehabilitation so wichtigen Disziplin, verbirgt.
In erster Linie stellt die Ergotherapie die Handlungsfähigkeit des Menschen in den Mittelpunkt und trägt zur Verbesserung der Gesundheit und Steigerung der Lebensqualität bei. Dabei geht es darum, Menschen wieder zu befähigen an den Aktivitäten des täglichen Lebens und an der Gesellschaft teilzuhaben, was z.B. durch einen Unfall oder eine Krankheit nicht mehr möglich war.
Zu den konkreten Aufgaben einer Ergotherapeutin gehört:
- Begleitung und Unterstützung beim Wieder-/Erlernen von Alltagshandlungen in den Bereichen Selbstversorgung (wie Körperpflege, Mobilität, Regelung persönlicher Angelegenheiten), Produktivität (wie Arbeit, Haushalt, Schule) und Freizeit (wie Hobbies, soziales Leben, Erholung)
- Anleitung und Unterstützung beim Training alltagsrelevanter Fähigkeiten (körperliche, kognitive, emotionale und soziale)
- Abklärung und Evaluation der Handlungsfähigkeit in den genannten Bereichen
- Auswahl, Entwicklung und Herstellung von Schienen, Hilfsmitteln und Anpassungen z.B. von Alltagsgegenständen, Wohnung oder Arbeitsplatz
- Beratung von Klienten, Angehörigen, Arbeitgebern usw. sowohl in Bezug auf Erhalt oder Verbesserung der Handlungsfähigkeit als auch im Hinblick auf Gesundheitsförderung und Prävention
Bei cereneo ist die Ergotherapie fester Bestandteil des Therapiealltags der Patient:innen. Stefan Ortmann arbeitet seit 2021 als Ergotherapeut bei cereneo. Im Klinikalltag überlappen sich die Aufgaben der Ergo- und Physiotherapie häufig.
Wie sieht die Arbeit eines Ergotherapeuten im Klinikalltag aus?
In den meisten Institutionen liegt der Fokus der Therapieeinheiten eher auf den oberen Extremitäten zur Verbesserung des Arms und Handeinsatzes im Alltag, während die Physiotherapeut:innen sich in erster Linie auf die unteren Extremitäten und damit auf Gang- und Gleichgewichtstraining konzentrieren. Bei cereneo unterscheiden wir das nicht so strikt. Der Patient oder die Patientin wird ganzheitlich angeschaut und behandelt.
Gibt es auch Unterschiede bei deiner Arbeit in der Klinik zum Physiotherapeuten?
Der grosse Unterschied liegt darin, dass sich das Training oft um das Wiedererlernen von alltäglichen Fähigkeiten dreht. Dazu gehört zum Beispiel die morgendliche Hygiene mit Waschen und Zähne putzen, aber auch das Anziehen und Frühstücken. Wir möchten unseren Patient:innen ein Höchstmass an Selbstständigkeit zurückgeben, dass sie nach ihrer Rückkehr möglichst viele Tätigkeiten ohne Hilfe ausführen können.
Bei der Ergotherapie spielen auch psychosoziale Themen eine wichtige Rolle. Es geht darum, das Umfeld wie die persönliche Wohnsituation und Familie mit einzubeziehen. In der Ergotherapie betrachten wir daher auch das Warum in der Handlung eines Patienten oder einer Patientin und welche Auswirkung das hat. Häufig isolieren sich Patient:innen, weil sie Angst haben vor den Reaktionen ihres Umfeldes. Gemeinsam erarbeiten wir Strategien, damit das nicht passiert.
Du hast schon viel Erfahrung als Ergotherapeut gesammelt und hast auch einen Master in Neurorehabilitation abgeschlossen. Was schätzt du an deiner Arbeit hier?
Ich habe mich in den Kliniken, in denen ich vorher gearbeitet habe, viel mit neuen Technologien auseinandergesetzt. Hier bei cereneo haben wir eine Vielzahl an modernsten Therapiegeräten, welche wir für die Wiederherstellung der verlorenen Fähigkeiten einsetzen können. Ebenfalls haben wir das Privileg, mehr Zeit für den einzelnen Patienten zu haben und können somit viel gezielter auf die individuellen Defizite eingehen als beispielsweise in einer Gruppentherapie. Die grösstmögliche Wiederherstellung der körperlichen Funktionen steht bei uns im Vordergrund, um diese bestmöglich im Alltag einzusetzen.
Was macht deine Arbeit bei cereneo besonders?
Dass wir eine relativ kleine Klinik sind schätze ich sehr und damit den direkten und reibungslosen Austausch mit Ärztinnen und anderen Disziplinen, was die Arbeit einfacher und effektiver gestaltet. Ebenfalls kommt man mit ganz anderen Berufsgruppen, auch durch interne Veranstaltungen, in Kontakt, da alles viel familiärer ist.
Das Arbeiten mit einer internationalen Klientel, macht die Arbeit bei cereneo sehr spannend. Unschlagbar ist natürlich auch die traumhafte Lage direkt am See.
Wie sieht die Zusammenarbeit bei euch im Team aus?
Ich sehe uns gerne als ein Team von Rehatherapeut:innen, die den Patienten oder die Patientin als Ganzes betrachtet und man nicht zwischen den Extremitäten unterscheidet. Wir schauen auf die individuellen Bedürfnisse je nach Krankheitsbild, denn am Ende geht es um die Genesung des Patienten. Selbstverständlich gibt es Bereiche, in denen die Expertise einer Physiotherapeutin bzw. eines Ergotherapeuten mehr gefragt ist.