Parkinson-Therapie ist, wie das Krankheitsbild, sehr individuell

Sophia Reuter ist seit Juni 2020 bei cereneo als Physiotherapeutin beschäftigt und betreut häufig und gerne unsere Parkinson Patient:innen in der Therapie.

Warum arbeitest du gerne mit Parkinson Patient:innen?

Parkinson ist ein so vielschichtiges Krankheitsbild. In der Physiotherapie geht es häufig um die Verbesserung der allgemeinen Fitness und Koordination. Weil jedes Krankheitsbild individuell und komplex ist, kann auch die Therapie sehr abwechslungsreich gestaltet werden.

Was ist besonders wichtig in der Physiotherapie von Parkinson?

Wichtig bei Parkinson ist, je früher man sich um Erhalt bemüht, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer Verlangsamung des Krankheitsverlaufs. Hat ein Patient zum Zeitpunkt der Diagnose ein gutes Fitnesslevel, ist die Mobilität auch bei fortschreitender Erkrankung häufig besser.
Für alle Patient:innen gleichermassen spielt die Mobilisierung und das Aktivbleiben eine sehr wichtige Rolle.

Viele Patient:innen kommen mit einem unsicheren Gangbild zu uns. Hier fokussieren wir uns auf das Training der Balance, weil es die Gangsicherheit und Standstabilität verbessert und somit die Sturzgefährdung reduziert wird.

Ein häufig auftretendes Problem ist das abrupte Stehenbleiben oder «Freezing of gait», das durch Medikamente oder Hirnstimulation schwierig zu beeinflussen ist. Hier kann das Training helfen.

Was sieht die Therapie bei unseren Patient:innen in der Klinik aus?

Wir starten oft mit einem Kraft- und Ausdauertraining und arbeiten meistens von Anfang an am so genannten Heimprogramm für das Training zu Hause. Bei Parkinson ist es sehr wichtig, jeden Tag zu trainieren. Auch nach einer stationären Reha! Beim Heimprogramm erarbeiten wir gemeinsam Techniken und Strategien für Koordination, Beweglichkeit und Balance. Darüber hinaus hat jeder Patient zusätzliche, sehr individuelle Sessions. Dabei liegt das Augenmerk auf dem Hauptdefizit des jeweiligen Patienten, z.B. zusätzliches Gangtraining, Beweglichkeit oder Koordination. Ergänzt wird die Bewegungstherapie um neuropsychologisches Training und Logopädie. Das Training der Gesichtsmuskulatur ist sehr wichtig, da diese häufig versteift – ein Symptom von Parkinson ist z.B. ein maskenhaftes Gesicht.

Häufig überprüfen wir auch die Hilfsmittelversorgung und wählen das Hilfsmittel, was am «wenigsten» unterstützt, aber für den Patienten machbar ist und ihn positiv fordert. Das können z.B. Walking Sticks anstatt eines Rollators sein, die einen positiven koordinativen Einfluss haben.

Welche Symptome sind denn noch typisch für Parkinson?

Zu den typischen körperlichen Symptomen von Parkinson gehören Tremor (Ruhetremor), Muskelversteifung (Rigor), verlangsamte Bewegungen mit kleinen Schritten und auch reduziertes Schwingen der Arme (in vielen Fällen einseitig).

Viel früher treten aber oft Veränderungen oder Beeinträchtigungen der nicht-motorischen Funktionen auf und sollten Angehörige alarmieren. Typische nicht-motorische Symptome sind z.B. Sprechen im Schlaf oder Schlafwandeln, Inkontinenz, Depression, Ängste, Schmerzen, Schwindelgefühl und Geruchsverlust.

Wann kommen die Patient:innen zu uns in die Klinik?

Häufig haben wir Patient:innen nach der Implantation eines Hirnstimulators. Viele Patient:innen kommen auch, um die Einstellung der Medikamente zu optimieren. Die Grundeinstellung der Medikamente ist sehr wichtig, da es bei falscher Dosierung zu unkontrollierten Überbewegung kommen kann.

In der Regel bleiben die Patient 3 bis 8 Wochen. Ideal wäre 6-8 Wochen, damit man auch die Effekte einer Medikamentenumstellung gut beobachten und eventuell noch anpassen kann.

Warum arbeitest du gerne mit Parkinson Patient:innen?

Weil man jeden Tag anders gestalten kann und es so viele Möglichkeiten gibt, an einem Hauptdefizit zu arbeiten. Vieles kann spielerisch trainiert werden. Ich versuche die Therapien möglichst abwechslungsreich aufzubauen, das motiviert die Patient:innen.

Kannst du da ein paar Beispiele geben?

Wir spielen Ball oder Tischtennis, das trainiert gleichzeitig Koordination, Stand und Balance. Ich frage die Patient:innen auch immer, welchen Sport sie machen und versuche das dann, in die Therapie einzubauen. Häufig mache ich auch Tanztraining. Es kommt eben stark darauf an, wer was braucht und was gefestigt werden sollte.

Was gefällt dir bei cereneo?

Die Möglichkeit für viel Einzeltherapie und ganz gezielt, auf die Defizite der einzelnen Patient:innen eingehen zu können.

Was machst du, wenn du nicht bei cereneo bist?

Meine grosse Leidenschaft ist das Reiten. Seit ich 5 bin, reite ich und das mache ich auch hier in meiner Freizeit. Ich versuche auch immer wieder mal eine Therapieeinheit mit Pferden oder Ponys einzubinden, wenn ein Patient Interesse daran hat. Ein Pferd zu putzen, ist Koordination und Balance und ein Pferd an der Leine zu führen, fördert einen stabilen Gang.

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