Objektive Bewertung und personalisierte Neurorehabilitation

Präzisionsreha mit Kinarm

In unserer Klinik besteht ein wesentlicher Teil der Rehabilitation darin, die kognitiven, sensorischen und motorischen Funktionen unserer Patient:innen wiederherzustellen und zu verbessern. Diese Aspekte sind entscheidend, um die Lebensqualität zu erhöhen und die Unabhängigkeit im Alltag zu fördern. Um eine optimale Betreuung und Behandlung zu gewährleisten, sind eine gründliche Diagnostik und eine umfassende Beurteilung erforderlich. Dies ermöglicht uns, den aktuellen Zustand der Patient:innen zu ermitteln und den Therapieverlauf durch weitere Untersuchungen während des Aufenthalts kontinuierlich zu überwachen und anzupassen.

Die Bedeutung der Diagnostik

Um fundierte Entscheidungen über die nächsten Schritte zur Erreichung der Therapieziele treffen zu können, legen wir grossen Wert darauf, diesen Prozess so präzise und objektiv wie möglich zu gestalten. Ein neues Robotikgerät, das uns in der Klinik unterstützt, ist der Kinarm.

Was ist der Kinarm?

Der Kinarm ist ein innovativer Roboter, der von Forscher:innen eingesetzt wird, um Beeinträchtigungen der sensorischen, motorischen und kognitiven Funktionen des Gehirns zu erkennen. Indem Patient:innen verschiedene Aufgaben auf dem Kinarm ausführen, können präzise Daten über ihr Verhalten gesammelt und mit dem erwarteten «gesunden» Verhalten verglichen werden, was eine objektivere Bewertung der Fähigkeiten der Patient:innen ermöglicht. Das System nutzt Virtual-Reality-Technologien, die den Bewertungsprozess natürlicher gestalten. Die Forschung mit dem Kinarm ermöglicht einen individuellen Ansatz bei der Entwicklung von Therapieplänen für die einzelnen Patient:innen.

Der Kinarm bietet eine Vielzahl von Aufgaben, um sensorische, motorische und kognitive Gehirnfunktionen zu testen. Dazu gehören unter anderem:

  • Bimanuelle Aufgaben, bei denen beide Arme in schnellen Bewegungen eingesetzt werden, um subtile Asymmetrien in der Leistung zu erkennen.
  • Visuell geführtes Greifen: Aufgaben, bei denen die Patient:innen gezielt nach Gegenständen greifen müssen, was Aufschluss über die Bewegungsqualität gibt.
  • Arm-Position-Matching und Movement-Matching: Identifizierung von sensorischen Beeinträchtigungen der Propriozeption und Kinästhesie, die derzeit in klinischen Standardtests nicht erfasst werden.
  • Kognitive Herausforderungen: Aufgaben wie „Reverse Visual Guided Reaching“, die sehr subtile Veränderungen der kognitiv-motorischen Kontrolle aufzeigen, die mit klinischen Standardtests nicht erfasst werden können.

Für wen ist der Kinarm geeignet?

Der Kinarm ist für Menschen mit verschiedenen neurologischen Erkrankungen geeignet, wie z.B. Parkinson, Multiple Sklerose, Schlaganfälle und traumatische Hirnverletzungen (TBI). Das System liefert Forscher:innen wertvolle Informationen für die Entwicklung personalisierter Therapiepläne zur Unterstützung von Patient:innen, deren kognitive, sensorische oder motorische Fähigkeiten beeinträchtigt sind. Dank der präzisen Informationen kann der Kinarm dem medizinischen Team helfen, die Therapie gezielt auf die Verbesserung von Bewegungskoordination, Gedächtnis und räumlichem Denken auszurichten.

Wie funktioniert der Kinarm?

Der Kinarm ist ein Roboter mit Sensoren, Controller und Aktuator, die kinematische Daten über die Armbwegung liefern.  Der Roboter unterstützt die Patient:innen gegen die Schwerkraft und gibt ihm ein haptisches Feedback, so dass selbst stark beeinträchtigte Patient:innen sich bewegen und Aufgaben erledigen können. Die Patient:innen interagieren mit dem Roboter in der virtuellen Realität und verfolgen verschiedene Ziele, um verschiedene Defizite zu testen und zu verbessern. Die gesammelten Daten helfen den Therapeut:innen, die zugrundeliegenden Beeinträchtigungen zu erkennen, weitere Therapieansätze zu planen und Fortschritte genau zu dokumentieren.

Individualisierung

Ein entscheidender Vorteil des Kinarm-Systems ist seine individuelle Anpassungsfähigkeit. Die Forscher:innen arbeiten mit den Therapeut:innen zusammen, um personalisierte Tests und Übungen zu entwickeln, die auf die spezifischen Bedürfnisse und Fortschritte der Patient:innen zugeschnitten sind. Diese Flexibilität trägt dazu bei, die Therapie effektiv und motivierend zu gestalten, da die Patient:innen aktiv an ihrer Rehabilitation beteiligt sind.

Forschung

Wir arbeiten mit dem Lake Lucerne Institute (LLUI) zusammen, um mit diesem neuen Gerät zu forschen. Diese Partnerschaft ermöglicht es uns, die Möglichkeiten der Diagnostik und Therapie durch Programmierung weiterzuentwickeln.

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