Kognitive Therapie umfasst Aktivitäten und Übungen zur Verbesserung der geistigen Fähigkeiten und der Gehirnfunktion. In der Neurorehabilitation soll sie Patient:innen helfen, kognitive Funktionen wiederzuerlangen, die aufgrund von Hirnverletzungen, einem Schlaganfall oder anderen neurodegenerativen Erkrankungen verloren gegangen sind.
Kernbestandteile der kognitiven Therapie
Kognitives Training zielt auf spezifische kognitive Defizite ab und hilft bei der Wiederherstellung von Fähigkeiten wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Exekutivfunktionen.
Gedächtnistraining: Übungen zur Verbesserung des Kurz- und Langzeitgedächtnisses. Dies kann Aktivitäten wie das Erinnern von Listen, Sequenzen oder das Abrufen von Informationen aus Geschichten oder Bildern umfassen.
Aufmerksamkeit und Konzentration: Aufgaben, die eine anhaltende Konzentration erfordern, z. B. das Verfolgen von sich bewegenden Objekten, das Reagieren auf bestimmte Reize oder das Herausfiltern von Ablenkungen.
Problemlösung und logisches Denken: Aufgaben, die logisches Denken und logische Schlussfolgerungen erfordern, z. B. Puzzles, Strategiespiele und szenariobasierte Aufgaben.
Exekutive Funktion: Aktivitäten, die Fähigkeiten wie Planen, Organisieren und Multitasking fördern. Dazu gehört beispielsweise das Verwalten von Zeitplänen, das Setzen von Zielen und das Priorisieren von Aufgaben.
Verarbeitungsgeschwindigkeit: Aufgaben, die schnelles Denken und eine rasche Informationsverarbeitung fördern, wie z. B. Übungen mit Zeitmessung oder Reaktionszeittests.
Methoden der kognitiven Therapie
Puzzles und Spiele wie Schach, Sudoku und Kreuzworträtsel sind wirksame Formen des kognitiven Trainings und lassen sich leicht in den Alltag integrieren.
Während der stationären Rehabilitation wird das kognitive Training von Neuropsycholog:innen geleitet, die die kognitiven Trainingseinheiten auf das individuelle Beeinträchtigungsprofil und die Bedürfnisse im Alltag abstimmen. Die Therapiemassnahmen sind auf das Training der kognitiven Funktionen und den Einsatz von Hilfsmitteln zugeschnitten, die für den Übergang nach Hause und gegebenenfalls für die Wiedereingliederung in das Berufsleben erforderlich sind.
Das kognitive Training umfasst sowohl traditionelle Papier-und-Bleistift-Aufgaben als auch computergestützte Programme. Angewandte, personalisierte Übungen zum Training der kognitiven Fähigkeiten, die für die Nutzung von Tools und Softwareprogrammen erforderlich sind, die die Patient:innen in ihrem Arbeitsleben beherrschen müssen, z. B. die Arbeit mit Excel-Tabellen, sind ein wesentlicher Bestandteil der neuropsychologischen Rehabilitation. Die technologische Weiterentwicklung bietet nun die Möglichkeit, kognitive Trainingsprogramme in virtuelle 3D-Räume zu übertragen und die kognitive Rehabilitation mit Serious Games zu bereichern, die in immersiven VR-Umgebungen durchgeführt werden.
Kognitive Therapie in der virtuellen Realität (VR): MindFocus
Bei cereneo sind wir bestrebt, in enger Zusammenarbeit mit Forscher:innen die neuesten Technologien in unsere Therapien zu integrieren. MindFocus ist das VR-Trainingsprogramm von MindMaze, einem weltweiten Pionier der digitalen Neurotherapie, das im cereneo eingesetzt wird. Es wurde speziell für Patient:innen entwickelt, die Defizite bei der Aufmerksamkeit und den exekutiven Funktionen haben, also bei kognitiven Prozessen, die unter anderem für die Fokussierung des eigenen Geistes erforderlich sind. Mit VR-Training können traditionelle Therapiemethoden ergänzt werden, um die Rehabilitation zu optimieren. MindFocus ist einzigartig, da es von Neuropsycholog:innen entwickelt wurde, die Expert:innen auf dem Gebiet der kognitiven Assessments und Rehabilitation sind und klinisches Know-how beisteuern, um die Interventionen auf die Bedürfnisse der Patient:innen abzustimmen[1].
Besondere Vorteile von VR-Training
MindFocus schafft eine immersive Erfahrung, indem es die User in digitale 3D-Umgebungen versetzt. Der immersive Aspekt und die durch künstliche Intelligenz gesteuerte Anpassungsfähigkeit der Aufgabenschwierigkeit wirken sich sehr positiv auf die Motivation aus. Die Idee hinter der immersiven kognitiven 3D-Rehabilitation in VR ist die Stimulierung verteilter neuronaler Netzwerke und die Förderung der rehabilitativen Neuromodulation. Die kognitiven Trainingsübungen sind auf den anfänglichen Beeinträchtigungsgrad der Patient:innen zugeschnitten und werden komplexer und schwieriger, wenn sie sich verbessern. Darüber hinaus erhalten die Patient:innen nach jeder Aktivität und Trainingssitzung eine Rückmeldung über ihre Leistung und ihre Fortschritte im Zeitverlauf. Das steigert die Aufmerksamkeit und Motivation.
Kann VR-Training den Genesungsprozess beschleunigen?
Die Patient:innen von cereneo gehören zu den ersten, die in den Genuss der kognitiven Vorteile und Motivation kommen, die durch das Training mit MindFocus erzielt werden können. Derzeit sind wir an einer klinischen Studie beteiligt, die die Wirksamkeit der MindFocus-Behandlung in einer subakuten Schlaganfall-Population validieren soll. Unsere Neuropsycholog:innen bei cereneo arbeiten eng mit Neurowissenschaftler:innen vom LLUI, des Universitätsspitals Zürich (USZ) und des Universitätsspitals Lausanne (CHUV) zusammen. Durch ihre Teilnahme an dieser Studie tragen sie zur wissenschaftlichen Bewertung der Auswirkungen auf die kognitive Rehabilitation bei.
[1] Pestiaux, D. Zeugin, N. Farron et al. Enhancing cognitive neurorehabilitation of attention by using gamified exercises in immersive virtual reality: a preliminary study. European Congress of Neurorehabilitation, Lyon, 2023.
